Ron Hubbard hat entdeckt, daß der Verstand zwei völlig verschiedene Teile hat. Einer davon der Teil, den man bewußt gebraucht und dessen man sich gewahr ist wird der analytische Verstand genannt. Das ist der Teil des Verstands, der überlegt, Informationen aufnimmt, an die er sich dann erinnert, und Probleme löst. Er hat Standard-Gedächtnisbanken, die geistige Eindrucksbilder enthalten und er benutzt die Daten dieser Banken, um Entscheidungen zu treffen, die sein Überleben fördern.
Es gibt jedoch zwei Dinge, die nur scheinbar in den Standard-Gedächtnisbanken aufgezeichnet sind: Schmerzhafte Emotion und körperlicher Schmerz. Empfindet man starken Schmerz, wird der analytische Verstand außer Betrieb gesetzt, und der zweite Teil des Verstandes, der reaktive Verstand, tritt in Kraft.
Ist man bei vollem Bewußtsein, hat der analytische Verstand die Kontrolle. Wenn man dagegen ganz oder teilweise bewußtlos ist, schaltet sich der reaktive Verstand entweder vollständig oder teilweise ein. Bewußtlosigkeit könnte zum Beispiel durch den Schock eines Unfalls, die Betäubungsmittel während einer Operation, den Schmerz einer Verletzung oder das Delirium einer Krankheit verursacht werden.
Wenn jemand bewußtlos ist, dann zeichnet der reaktive Verstand alle Wahrnehmungen dieses Geschehnisses genau auf, einschließlich allem, was um die Person herum geschieht oder gesagt wird. Er zeichnet auch den kompletten Schmerz auf und speichert dieses geistige Eindrucksbild in seinen eigenen Banken. Dieses Bild ist dem bewußten Rückruf des einzelnen nicht zugänglich und läßt sich durch ihn nicht kontrollieren. Mag es auch so aussehen, als ob jemand, der bei einem Unfall ohnmächtig wurde, bewußtlos ist, und nicht weiß, was um ihn herum vorgeht, so ist doch sein reaktiver Verstand damit beschäftigt, alles für eine zukünftige Verwendung aufzuzeichnen. Der reaktive Verstand speichert Erinnerungen nicht so, wie wir sie kennen. Er speichert bestimmte Arten geistiger Eindrucksbilder, die Engramme genannt werden. Diese Engramme sind eine vollständige Aufzeichnung, präzise bis ins kleinste Detail, von jeder Wahrnehmung, die in einem Augenblick teilweiser oder vollständiger Bewußtlosigkeit existieren.
Hier das Beispiel eines Engramms: Eine Frau wird mit einer Ohrfeige zu Boden geschlagen. Sie verliert ihr Bewußtsein. Jemand tritt sie in die Seite und sagt ihr, daß sie eine Heuchlerin ist, nichts taugt und ständig ihre Meinung ändert. Ein Stuhl wird dabei umgeworfen. In der Küche läuft ein Wasserhahn. Draußen auf der Straße fährt ein Auto vorbei.
Das Engramm enthält eine fortlaufende Aufzeichnung all dieser Wahrnehmungen.
Das Problem mit dem reaktiven Verstand ist, daß er in Identitäten denkt eine Sache, gleicht einer anderen. Die Gleichung ist A=A=A=A=A. Der reaktive Verstand könnte zum Beispiel folgende Berechnung bezüglich dieses Engramms anstellen: Der Schmerz des Fußtritts, ist gleich dem Schmerz des Schlags, ist gleich dem umfallenden Stuhl, ist gleich dem vorbeifahrenden Auto, ist gleich dem Wasserhahn, ist gleich der Tatsache, daß sie eine Heuchlerin ist, ist gleich der Tatsache, daß sie nichts taugt, ist gleich der Tatsache, daß sie ihre Meinung ändert, ist gleich der Stimme des Mannes, der sie geschlagen hat, ist gleich dem Gefühl, ist gleich einer Heuchlerin, ist gleich einem laufenden Wasserhahn, ist gleich dem Schmerz des Fußtritts, ist gleich der körperlichen Wahrnehmung im Bereich des Fußtritts, ist gleich dem umfallenden Stuhl, ist gleich dem Ändern ihrer Meinung, ist gleich . . . . Aber warum fortfahren? Jede einzelne Wahrnehmung in diesem Engramm gleicht jeder anderen Wahrnehmung in diesem Engramm.
Zu einem späteren Zeitpunkt wird diese Frau eine Reaktivierung des Engramms erleben. Wenn ihre gegenwärtige Umgebung genügend Ähnlichkeiten mit den Bestandteilen des Engramminhalts aufweist. Wenn zum Beispiel eines Abends der Wasserhahn läuft und sie ein Auto vorbeifahren hört, und zur selben Zeit sie von ihrem Mann (dem Mann im Engramm) in einem ähnlichen Tonfall beschimpft wird wie im ursprünglichen Engramm, könnte sie einen Schmerz in der Seite verspüren (wo sie früher getreten wurde). Die gesprochenen Worte im Engramm könnten in der Gegenwart auch zu Befehlen werden: Vielleicht hat sie das Gefühl, daß sie nichts taugt oder hat den Gedanken, daß sie ständig ihre Meinung ändert. Der reaktive Verstand sagt ihr, daß sie sich auf gefährlichem Terrain befindet. Wenn sie bleibt, könnte der Schmerz in den mißhandelten Bereichen eine Anfälligkeit für Krankheit oder sogar eine chronische Krankheit bewirken. Dieses Phänomen, wenn das alte Engramm wachgerufen wird, nennt man Restimulation.
Obwohl er robust genug ist, Schmerz und Bewußtlosigkeit standzuhalten, unterstützt der reaktive Verstand dank mangelnder Intelligenz das Überleben einer Person nicht. Da seine Versuche, durch Aufzwingen des Engramminhaltes jemanden davon abzuhalten, sich selber in Gefahr zu bringen, unausgewertete, unbekannte und unerwünschte Ängste, Emotionen, Schmerzen und psychosomatische Krankheiten verursachen können, wäre man ohne ihn viel besser dran.